Reinhören: Royal Republic – Weekend Man

Der Name war mir schon länger geläufig, hat man ihn doch in den letzten Jahren nicht gerade selten auf Festival-Billings gelesen. Doch erst jetzt habe ich die Gelegenheit bekommen und genutzt mich mit der Musik, der dem Bandnamen nach zu urteilen scheinbar aus feinen Kreisen stammenden Schweden zu beschäftigen.

Royal Republic sind längst keine Newcomer mehr. Die sich bereits 2007 zusammengefundene Band studierter Musiker hat sich einen ordentlichen Fankreis erarbeitet, bereits die 100.000 „Gefällt mir“ Marke bei Facebook geknackt und einige ausverkaufte Termine auf der aktuellen Tour. Mit „Weekend Man“ liegt seit Anfang des Jahres das allgemein als schwierig geltende dritte Album vor.

Die erste Assoziation die mir beim Hören in den Kopf schießt ist ganz klar: The Hives (man höre „Here I Come (There You Go)“ oder „Uh Huh“). Die ebenfalls schwedische Band ist bereits ein alter Hase im Alternative-Rock-Geschäft und hat ganz sicher auch Royal Republic teilweise inspiriert. Zumindest finden sich immer wieder Verweise auf einen ähnlichen musikalischen Stil. Aber der Sound ist doch ein anderer. Die drei Jungs um Frontmann Adam Grahn sind weniger punkig, sondern eher eine Rockband, die sich für Pop-Anleihen nicht zu schade ist (besonders deutlich bei „Kick Fu Lovin'“ oder „Follow The Sun“), dabei aber nicht zu monoton im Gesamtbild wird. Es werden immer wieder verschiedene Stilelemente in die Songs integriert und so für Abwechslung gesorgt. Aber eingängige Hooks kommen bei der Vielseitigkeit definitiv nicht zu kurz („Any Given Sunday“ mit ordentlichem 80s Vibe). Alle Songs verbindet ein treibendes, flottes Gitarrenspiel, ein trockener Schlagzeugsound und der relativ stark in den Vordergrund gemischte Gesang.

Dem Albumtitel entsprechend handeln die Songs auf „Weekend Man“ weniger von ernsten Themen, als von Spaß, Lust und Freude am Leben. Balladen sucht man vergebens, obwohl Sänger und Gitarrist Adam Grahn diese stimmlich vermutlich gar nicht so schlecht liegen würden.

Ich kann mir vorstellen, dass Royal Republic eine Band ist, die erst live ihre volle Qualität unter Beweis stellen kann und freue mich daher am kommenden Wochenende die vier Herren dabei sehen zu können.

Wer eine solche Gelegenheit ebenfalls nicht verpassen will, sollte einen der drei noch nicht ausverkauften Deutschlandtermine wahrnehmen:

24. November: München – Backstage
25. November: Berlin – Columbiahalle
26. November: Köln – Palladium

Reinhören: Forever Still – Tied Down

Eine Zeit lang gab es eine regelrechte Welle an Rock/Metal-Bands mit weiblichem Gesang und Gothic-Ausrichtung. Auf die Chartspitze trieben es vor allem Evanescence, deren „Bring Me To Life“ noch heute im Mainstream-Radio gespielt wird. Aber auch beispielweise die ebenfalls amerikanischen Bands Flyleaf und Halestorm konnten sich etablieren und mit der Zeit einige Fans sammeln. Doch ein dauerhafter Erfolg im wirklich großen Pop-Maßstab war keiner der Bands vergönnt, trotz einer ordentlichen Schaufel Eingängigkeit.

Nun gibt es seit langem mal wieder eine Band die in eine ähnliche Kerbe einschlägt und mit einem sehr gelungenen Debütalbum überrascht. Dabei handelt es sich wiedermal um eine Truppe Skandinavier, von wo in den letzten 10 Jahren zahllose Bands das Rock- und Metal-Genre teilweise mit sehr hochwertiger Musik bedient haben.

Forever Still nennt sich die 2013 gegründete Band die bereits bei Nuclear Blast unter Vertrag ist. Auf „Tied Down“ finden sich nun 10 Songs die in ihrer Essenz alle Rockmusik sind. Auffallend ist vor allem der immer vorhandene Pop-Appeal, der einigen verkopften Hörern sicherlich sauer aufstoßen dürfte. Aber es handelt sich hier keineswegs um seichten Pop, denn alle Songs bieten genug Energie um sich vor der Belanglosigkeit zu schützen. Auch Sängerin Maja Shining ist hier nicht, wie in einigen anderen Fällen, nur hübsches Beiwerk, sondern kann sowohl mit glasklarem, angenehm unaufdringlichem Gesang als auch sehr überraschenden Screams überzeugen.

Besonders aber die sich schnell im Kopf festsetzenden Hooks und die vielseitig geschriebenen Songideen, die sich dem Genre entsprechend textlich mit dunklen, weniger schönen Themen auseinandersetzen, machen die Qualität der Däne_innen aus.

Mit dem Opener „Scars“ wird erstmal eine nach vorne preschende Nummer rausgehauen, die klarmacht, dass es sich hier um mehr als nur „Rumgeheule“ handelt. Aber auch die wirklich schön traurige Single „Save Me“ zeigt auf welchem gutem Niveau man sich hier befindet. Abwechslungsreiche Songs wie „Your Light“ oder „Awake The Fire“ machen das Album wirklich zu einer Genre-Perle.

Fans von obengenannten Bands sollten hier unbedingt reinhören, damit sie nicht ein solch frische, vielversprechende Band verpassen.

Kritik: Huntress – Starbound Beast

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Mit „Starbound Beast“ haben Huntress, meiner Meinung nach, eine der besten Heavy Metal Platten des Jahres herausgebracht. War ich vom ersten Album „Spell Eater“ aufgrund fehlender Griffigkeit noch nicht so angetan, hat mich das „Starbound Beast“ nun absolut umgehauen. Recht epischer, aber nicht zu sehr abgehobener Heavy Metal, der gerne mal mit Genres spielt (z.B. Doom Metal, Thrash Metal, Alternative Metal), aber ein eigenes Konzept auf grundsolider Heavy Metal Basis hat. Vor allem die Abmischung und der Gesamtklang ist im Gegensatz zum Vorgänger deutlich besser gelungen und gibt allen Teilen genug Raum.

Mit Frauen im Heavy Metal ist das ja auch so eine Sache. Einige proklamieren direkt, dass man die Damen doch nur für die Aufmerksamkeit bräuchte (besonders wenn es sich dann auch noch um ein Model handelt). Anderen ist es glücklicherweise egal, ob da jetzt Männlein oder Weiblein steht und lenken ihren Fokus auf die Qualität. Diese stimmt bei Huntress definitiv! Was Jill Janus hier abliefert ist vorbildlich! Gute, sehr kraftvolle, aber auch dynamische Stimme die perfekt mit der Band harmonisiert.

„Starbound Beast“ jetzt z.B. bei Amazon.de kaufen (Amazon PartnerNet Affiliate-Link):

Reinhören: Madsen – Wo Es Beginnt

Zwei Jahre ist es her, dass „Labyrinth“ erschien, ein eher poporientiertes, untypisches Album und nach dem aufbrausenden „Frieden Im Krieg“ stellenweise fast schon seicht. Nun haben Madsen am Freitag ihr fünftes Album mit dem Titel „Wo Es Beginnt“ beim neuen Label Columbia/Sony Music veröffentlicht. Und dessen Ursprünge liegen ganz klar in ihren Anfängen.

Doch Madsen haben sich, nach dem schweren Unfall von Sänger und Gitarrist Sebastian Madsen, auch weiterentwickelt. Es finden sich einige neue Elemente und „Wo Es Beginnt“ ist das erste Album, welches sie komplett selbst produziert haben.

Der Opener mit dem gleichen Titel, wie das Album ist ein hunderprozentiger Madsen-Song, wie er eben auf dem Debüt „Madsen“ oder „Goodbye Logik“ zu finden ist. Madsen haben keinen Neuanfang gestartet, sondern ihre bewährten Rezepte verbessert und ergänzt.
So zeigen bereits die ersten 30 Sekunden des zweiten Titels „Lass Es Raus“, dass die bereits stellenweise auf „Frieden Im Krieg“ zu findenden härteren Elemente ausgebaut wurden. Immer wieder finden sich auf dem 12 Titel starken Album metal-artige, stellenweise für eine Deutsch-Rock-Band äußerst harte Passagen, die wenn, aufgrund des Klangs, am ehesten dem Stoner-Metal zuzuordnen sind.

Gleichzeitig fällt nun allerdings besonders im Kontrast zu den vor Kraft strotzenden Songs auf, wie schlager-artig dagegen manch andere Titel sind. Nicht nur die erste (Major-Pflicht-)Single „Lass Die Musik An“, sondern auch die Titel „So Cool Bist Du Nicht“ oder „Nimm Den Regen Mit“ sind vor allem textlich ganz klar im seichten Wasser der sich immer mehr dem Schlager zu wendenden deutschsprachigen Popmusik zu verorten.
Jedoch finden sich auch bereits auf früheren Alben Songs in diesem Stil. Meiner Meinung nach sorgen diese balladesken Songs allerdings dafür, dass der Gesamteindruck des Albums dadurch getrübt wird, weil zwischen den aufreibenden Krachern immer wieder diese „Verschnaufpausen“ eingelegt werden.

Auch das zwar sehr gute und außergewöhnliche mit Walter Schreifels aufgenommene „Love Is A Killer“ ist abgesehen vom großartigen Refrain und dem späteren Zwischenspiel ein Titel, dessen Qualitäten nicht vollkommen ausgereizt werden.

Das darauf folgende „Alarm Im Paradies“ bietet dagegen jedoch eine ordentliche Portion handfesten Rock, der erneut in den Metal-Bereich abdriftet. Zum ersten Mal, finden sich z.B.  in einem Madsen-Song Triolen und ein Bass-Solo.

Die Texte auf „Wo Es Beginnt“ beschäftigen sich zum Teil auch mit politischen, gesellschaftsrelavanten Themen, wie z.B. in den Stücken „Baut Wieder Auf“, „Generation Im Arsch“ und „Alarm Im Paradies“ und bieten so einen Gegenpol zu den meist eher persönlichen Inhalten.
Der letzte Titel „Es Wird Schon Wieder Gut“ verarbeitet dann die Geschenisse nach dem Unfall von Sebastian Madsen und habe die Bandmitglieder immer wieder zu Tränen gerührt.

Alles in allem, ist „Wo Es Beginnt“ vielleicht das beste bisherige Madsen-Album. Die Eigenproduktion hat absolut funktioniert und unter Umständen sogar noch das ein oder andere mehr herausgekitzelt.
Madsen schaffen es einen eigenen Stil zu bieten, der sowohl für Pop- als auch Rockfans Anschlusspunkte bietet und niemanden auf die Dauer langweilt, da genüngend Abwechslung geboten wird. Da kann man nur sagen: Bitte, weiter so!

Die „Limited Edition“ kommt übrigens im schicken Digipack mit einer Bonus-DVD daher, die eine kurzweilige Dokumentation über die Entstehung des Albums, die Videos zu den ersten beiden Singles und ein Best-Of des Madsen-Videoblogs „Willkommen bei Madsen“ bietet. Die zwei bis drei Euro mehr, lohnen sich anzulegen.

Kritik: LaBrassBanda – Live im Circus Krone München

Es ist soweit. LaBrassBanda ziehen zu den Klängen ihres Eröffnungssongs „Brassbanda“ vom Debütalbum „Habediehre“ in den Saal des Circus Krone in München ein. Es ist eine ihrer bisher größten Shows. Das Publikum ist bunt gemischt – junge Studenten treffen auf Endedreißiger. Zwischendurch sieht man sogar immer wieder mal, vermeintlich Über-50-Jährige. LaBrassBanda – generationsübergreifende Musik.

Die Show beginnt. Trotzdem sie fünf Mann sind, wirkt die Bühne irgendwie leer. Nur wenig Licht, kaum Dekoration. Aber das ist egal, hier zählt die Musik. Die moderne bayrische Blaskapelle braucht keine Show, allein ihre mitreißenden Balkanbeat-Rhytmen ziehen die Zuschauer in den Bann.

Bereits nach dem ersten Song, erhallt großer Applaus.

Sie erzählen, dass sie es kaum glauben können, nun im Circus Krone, wo bereits die Beatles und andere große Musiker aufgetreten sind, auftreten zu können. Und man glaubt es ihnen. Es wirkt nicht so, als würden sie bescheiden wirken wollen, um beim Publikum zu punkten. Sie können es wirklich nicht fassen.

Irgendwie passen sie dort hinein – in den Circus Krone. Eigentlich fehlen nur noch traditionelle Uniformen.

Je länger die Show andauert, desto mehr kommt das Publikum in Fahrt. Es wird mitgehüpft, gejubelt und mitgeklatscht. Ein Heimspiel halt.

Techno, um genau zu sein bayrischen Techno, kann sie auch spielen, die Blaskapalle, was sie mit „Tubissimo“ unter Beweis stellen will. Darauf folgt, eine Coverversion von „Around The World“ von Daft Punk. Nach 2 schnellen Songs, erklingen mit „Rotes Hoserl“ vom Zweitling „Übersee“ ruhigere, entspanntere Töne. Zwischen den Songs erzählt Stefan Dettl, der Frontmann, immer wieder amüsante Geschichten, die für Auflockerung sorgen.

Mit „Chancenlos“ folgt ein weiterer bisher unveröffentlichter Song. „Deskonnstglam“ sorgt mit seinem Groove für Spaß. „Nanana“ kommt locker daher. Mit „Autobahn“ wird zwischendurch einer der großen Hits gespielt. 3 Songs später: „Byindi“ sorgt für Chill-Out. „Zehnerlfluxa“ heizt ordentlich ein, genauso wie „Bauersbua“, das „Konned Medley“ und „Ringlbleame“. Als Rausschmeißer dient „Natalie“.

Die 90min sind viel zu schnell vergangen. Nach dem Anschauen wünscht man sich selbst dabei gewesen zu sein und stellt fest: Das war geil.

Die Bildqualität ist nicht besonders gut. Das Bild ist nicht wirklich klar, jedoch akzeptabel. Der Klang ist aber atter Dolby Digital 2.0-Sound. Da gibt es nichts zu meckern.  Für mich ist jedoch unklar, wieso es keinen 5.1-Mix gibt, der heutzutage eigentlich Standard ist. Auch Bonusmatarial ist nicht zu finden. Vielleicht wäre eine kurze Tourreportage oder Ähnliches interessant gewesen.

LaBrassBanda – Live im Circus Krone“ ist ab Freitag (02.07)  im Handel auf DVD erhältlich.