Es kribbelt

by Yannik

Für K.

Und es kribbelt. Du möchtest loslaufen und “Hallo” sagen. Gar nichts sagen. Alles soll stehen bleiben. Und du möchtest nur in dieses Gesicht schauen. Dieses mit zarter Schönheit bedeckte Gesicht, in das ein paar braune, zart gelockte Haare fallen.

Aus Sekunden sollen Minuten werden. Aus Minuten, Stunden. Aus Stunden, Tage. Aus Tagen, Monate und aus Monaten, Jahre. Niemand soll gehen müssen. Einen Abschied gibt es nicht. Kein Zurück. Nur ein unaufhaltsamer Moment, der um diese Zweisamkeit sachte und heimlich herum schleicht.
Dieser Moment pustet etwas aus seinem Mündlein. Etwas, was wie ein milder, warmer Wind weht, der in der Nase kitzelt und die vor lauter, früher Kälte geröteten Wangen, zärtlich mit seiner Wärme betupft.

Du kannst es kaum erfassen, welch wundersames Wesen sich hinter diesem bildhübschen Gesicht verbirgt. Schließlich hast du noch nie etwas derartiges gesehen, gekannt oder gefühlt. Es ist eine vollkommen neue Erfahrung. Mit all seinen Facetten, auch den Zweifeln, die sich aus der Dunkelheit hinter deinem Rücken heranpirschen und die du mit deiner Hand, nach einer kurzen Bedenkzeit zur Versicherung wegstößt.
Einfach, weil du weißt, dass all dies richtig sein muss. Richtig sein soll. Es endlich so gewollt zu sein scheint.

Und die Endorphine sprudeln durch deinen Körper und lassen dein Herz kräftig und schneller schlagen, deine Wimpern zucken und deine Hände zittern.

Du möchtest es immer wieder sehen können. Dieses Gesicht, dieser Person. Du möchtest das diese Augen dich anschauen. Die Mundwinkel leicht nach oben gezogen werden und die wunderbaren Lippen dieses unbeschreibliche Lächeln formen. Etwas, was nur eine solch einzigartige, wundervolle Person richtig tut.

Und dann möchtest du ihre Hand nehmen und loslaufen. Schnell, schneller. Rennen. Raus. Dorthin, wo es trotz des Winters grün ist. Auf eine unendliche, menschenleere Wiese. Mit hohem Gras. Und weiter laufen. Und dann irgendwann hinfallen und liegen bleiben. Eine Zeit lang nur da liegen und in den hellblauen, von der untergehenden Sonne leicht rot getönten Himmel schauen. Sich in der Wärme sicher und geborgen fühlen. Und dann deinen Kopf zur Seite wenden und in dieses Gesicht schauen. In dieses Gesicht, welches schöner ist, als dieser ganze Moment, als das ganze Jetzt. Als alles, was du bis jetzt gesehen hast. Und wieder stundenlang nur schauen. Alles still. Und dann, soll deine Nasenspitze ihre berühren. Fühlen. Und dann riechst du. Du nimmst diesen wunderbaren Duft wahr, der in deine Nase fließt. Der in dein Gedächtnis strömt und sich dort festsetzt, sodass du ihn nie vergisst.
Dann findest du auf einmal deine Hand in ihrer. Es scheint so unwirklich, so rar, unersättlich.
Du bist dir sicher, nichts in deinem Leben war je schöner.

(Dieser Text ist eine Überarbeitung des Textes „Kribbeln“ vom 15. Mai 2011. → zum Artikel)