dulife

aus dem Kopf und der Sicht eines 25-Jährigen

Kratzen und verschwinden

Dem schlechten abwendend, sich eingestehend, dass die Versuche gescheitert sind. Sich ein wenig geprellt und verstaucht, den Kopf zerbrochen und das Herz aufgeschlitzt. Wohlwissend, dass es nicht umsonst war, denn alles bringt zumindest Erkenntnis und Erfahrung.

Eigentlich längst geahnt, dass es nicht vernünftig ist, aber nicht geahnt, dass es so falsch ist. Sich selbst kaputt gemacht, um niedergemacht zu werden, dafür dass man sich kaputt gemacht hat.

Eigentlich wissend, dass man nicht ganz falsch ist, sondern eigentlich nur den Weg zum falschen Ziel genommen hat. Sich selbst viel mehr schätzend, als es eigentlich scheint, ist für andere eben schwerer zu verstehen, als den Kopf immer nach oben gereckt zu halten.

Ich streiche die hochgewachsenen Pflanzen zur Seite, reibe mir die Augen und blicke auf mein Meer, meine Wiese und meinen Freiraum. Mir selbst in die Augen schauend, wohlwissend, das alles viel besser ist, als man denkt. Man muss nur all den Dreck wegkratzen, um die Klarheit zu entdecken.

Komm lass uns laufen, laufen, laufen, bis wir am Ziel sind: Der Endlosigkeit.

Genießen wir die Zärtlichkeit der Zweisamkeit in der Hoffnung, die Welt um uns herum zu vergessen und in unseren Träumen zu verschwinden. Vergraben wir uns unter den Decken, den Sternen und der zarten Haut. Jeden Fleck und jeden Strich entdeckend. Die Seiten umblättern und wieder glattstreichen, um dabei unsere Worte, Gedanken und Gefühle festzuhalten. Verschwinden für einen nie endenden Frühlings-Ausflug – Tag für Tag.

[…] Kein Mensch weit und breit. / Alles leer, nur wir zwei. / Und nichts kann heute schöner sein als wir. […]

Schwächelnd

Du darfst keine Schwäche zeigen. Keine Träne darf fließen. Immer alles geben, alles verstehen und akzeptieren. Du musst besser sein, als du bist. Jemand anderes sein, als der, der du bist. Deine Chancen werden verschenkt, die Verbindlichkeiten gestrichen. Du sollst vertrauen, um dir misstrauen zu können.

Andere Herzen schützen, dein eigenes zerschlitzen.

Du kämpfst gegen Unsterbliches. Denkend dich zu beschützen. Alles geben, um nichts zu bekommen. Keine Warnungen, nur falsches Entflammen. Du kannst nicht flüchten, es gibt kein Entkommen.

Dein Körper mit verkrusteten Wunden gepflastert, das Messer noch steckend.

Wo bleibt die heilende Salbe, die die Wunden leckt.

Für die Schwachen nicht stark genug, für die Starken zu schwach.

Getönt

Du rennst hinaus auf die Straße. Der kalte Asphalt unter dir. Über dir die kalte Nachtluft. Gerötete Wangen, bläuliche Finger, weißliche Haut. Du trampelst herum, hoffend in den Boden zu versinken, den Himmel auf dich herunterzubrechen. Es brodelt unter dir, der Dampf zieht hoch und du sehnst dich doch so sehr nach Wärme, nach der Hitze, dem Brennen. Deine Füße ziehen sich voran, immer weiter in Richtung des schwarzen Lichts. Alle Türen sind verschlossen, niemand zuhause. Versteckt in den kauernden Leben der Illusion, sich nährend vom Glauben an die verträumte Zukunft der falschen Ideen. Sich selbst vergessend, umher taumelnd, aber niemals hinfallend. Du merkst die nassen Pflaster an deinen Knien, wie sie sich auf die Knochen drücken, ihre steinerne Kraft entgegenstreckend.

Fühlend

Kästchenkreuze. Kreuze in Kästchen. Striche quer über die Linien. Prickelnde Punkte. Kreisend über dem Kügelchen, rennend über die schlängelnden Gassen, Ecken und Kanten vorbeiziehend, verwischend zu einer hellgrau-braunen Paste.

Fleckchen, Fältchen, Närbchen, Härchen, Risschen.

Stoppeln, Löchchen. Streichelndes streichen, kribbeln im Kopf voller kitzeln. Hügelchen. Käntchen. Fließend durch die Kanälchen. Hier ein Fädchen, sich fest pappend auf dem trockenen Grund. Brennendes Stechen.

In kleine Scheibchen schneidend, blubbernde Bläschen des sprudelnden Glücks zerplatzen. Ins Schaumbad der Hoffnung springend, alles zu den Seiten hinausspritzend bis man auf dem Trockenen sitzt. Die Kälte der Wände fühlend, Hügelchen über der Haut verteilend.

Die Mohnblumenwiese

Die Wangen feucht, der Blick leer. Zitternde Hände streichen hindurch. Der Hals verkrampft, der Mund trocken. Die Lippen sind zerbissen. Die Haare zersaust, ein rötlicher Schimmer auf der Haut. Der Kopf so voll und so leer. Ein Schmerz im hinteren Schädel, sich ziehend bis nach vorn. Die Adern durchkletternd, jeden Millimeter krampfend beißend. Suchend den Weg zum Mittelpunkt des Seins.

Erkaltet, braun-rot liegt es da. Erstarrt und verkrampft. Doch links versteckt hinter einer Schicht Blut, da klopft es gegen die Brust. Es will heraus, nicht mehr hier sein. Nur dort sein, wo es wirklich hingehört. Das Ziel hat es in sich, niemals muss es suchen. Keine Fragen, keine Unsicherheit. Dort bekommt es Wärme, wird erweckt und beginnt zu hüpfen. Es kribbelt den Körper entlang. Jedes Häärchen hat sich aufgestellt. DIe Hügelchen verbreiten sich auf der Haut wie Wellen. Wärme durchzieht den Fluss. Der Bauch warm. Man hört ein Brausen. Das, was da in ihm saust, sind die Schmetterlinge und Bienen, die den Nektar aus den sprießenden Blumen saugen. Roter Mohn tönt alles in ein warmes rot. Das saftige grün der Gräser sorgt für den Nährkörper der Hoffnung. Da, ein zauberhaftes Wesen umher schwirrend, alles zum Leben erweckend mit wehenden Haaren. Zarte Haut, ein versüßtes Lächeln. Mit einer ganz feinen, einmaligen Art.

Die Bienen summen. Doch ohne diese Gärtnerin, würde alles verblühen.