Kritik: Ghost live im Bürgerhaus Stollwerck Köln

Am vergangenen Sonntag war die schwedische (Okkult-)Rock-Band Ghost zu Gast im sehr gut gefüllten Kölner Bürgerhaus Stollwerck. Die Band erfährt seit Veröffentlichung ihres ersten Albums „Opus Eponymous“ einen weltweiten Hype. Der recht unspekatuläre, klassische Hard Rock spricht auch scheinbar Fans härterer Metal-Arten an. Besonders durch ihre anonymen (Keine richtigen Namen, lediglich „Papa Emeritus I.“ als Angabe für den Sänger und „The Nameless Ghouls“ für die Musiker), aber auch provozierenden Auftritte polaraisieren sie stark.

Dass Ghost ihr Okkult-Image nicht wirklich ernst meinen, lässt sich wahrscheinlich nicht nur daran festmachen, dass ihr Sänger als Papst verkleidet mit zum Totenkopf geschminktem Gesicht auftritt, sondern z.B. auch daran dass sie etwa den The Beatles Titel „Here Comes The Sun“ covern, für eine eher düstere Band doch eine stark ironische Songwahl.

Spätestens bei einem Konzertbesuch stellt man fest, dass diese Band eine fast perfekte Show abliefert und quasi als eine Art Gesamtkunstwerk bezeichnet werden kann. Die recht wenigen Ansagen während des über 90-minütigen Gigs, wirkten als ob man einem Musical, in dem es um dem es um irgendetwas nicht näher definiertes dunkles geht, beiwohnt. Es ist ganz klar Show, aber hervorheben muss man, dass Ghost nicht wie eine billige aufgesetzte Satire wirken, sondern alles was sie machen eine gewisse Wertigkeit besitzt. Gerade diese Ernsthaftigkeit, die nur durch immer wieder aufkommende Ironie gebrochen wird, führt dazu, dass man schnell beeindruckt wird. So liefern Ghost auch großartige Rocksongs, wie beispielsweise „Ritual“ oder „Monstrance Clock“ ab. Ihre musikalische Ausrichtung ist dabei nichtmals durchweg dem Hard Rock zuzuordnen, immer wieder findet man klare Metal-Passagen, aber auch Flirts mit Soul, Blues oder Pop. Dabei wird hier jedoch keineswegs nur rezitiert, sondern ein vollkommen eigener Stil entwickelt, der vielleicht nicht jedem gefallen wird, stellenweise unspektakulär oder sogar seicht ist, aber dennoch eine starke Ausstrahlung besitzt.

Die Setlist setzte sich zu gleichen Teilen aus dem Debüt und dem Nachfolgewerk „Infestissumam“ zusammen. Die Stimmung war gut, einige im Publikum konnten sogar die zum Teil lateinischen Texte oder Phrasen mitsprechen bzw. -singen.

Ghost dürfte noch eine große Zukunft bevorstehen, so sind sie durch ihren nicht zu harten Klang auch für weniger Metal-interessierte Hörer attraktiv.

Im Vorprogramm durfte sich die junge Newcomer-Band The Oath präsentieren: Female-Fronted-Hardrock mit klarer End-60er/70er-Ausrichtung und okkultem Touch. Die Band ist noch in den Anfängen, ein erstes Album soll bald erscheinen. Mit zwei Frauen in einer vierköpfigen Band hat sie zumindest einen gewissen Exotik-Bonus und dürfte über die Zeit einige Fans sammeln. Die erste Auflage einer ersten 7“ war zügig ausverkauft.

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