Kritik: Kadavar – Live In Antwerp

kadavar-live-in-antwerp-vinyl-coverIch war voller Vorfreude als bekannt wurde, dass man bereits nun nach knapp zwei Alben und Jahren ein vollwertiges Live-Album veröffentlichen würde. Bei zwei Konzerten hatte mich die Band einfach vollends überzeugt: Starke Songs plus großartige Live-Musiker. Als dann das Cover-Artwork veröffentlicht wurde, freute ich mich schon das Ganze in der schicken Doppel-Vinyl-Variante entgegen zu nehmen.

Ich orderte über den österreichischen Label-Shop von Napalm Records die goldene Version mit einer Limitierung auf 100 Stück (bisher niedrigste). 26,99€ ist schon ein deftiger Preis, auch für eine Doppel-LP, aber von Nuclear Blast ist man ja eigentlich nur Top-Ware gewohnt.

Kurz nach dem Erscheinungstermin trudelte dann die Platte bei mir ein. Schnell ausgepackt und das schicke Gatefold begutachtet. Auf der Folie ein Hype-Sticker mit der Angabe der Limitierung. Die Platten wurden wieder vorbildlich für den Versand nicht in die Cover gepackt, sondern in guten gefütterten Sleeves extra eingelegt. Die goldenen Scheiben in die Hand genommen und ernüchternd festgestellt: Kein 180-Gramm-Vinyl. Schade! Bin zwar niemand der das unbedingt braucht, aber von NB war ich es eigentlich gewohnt und auch der Preis suggerierte mir das. Die goldene Farbe ist dennoch wiedermal sehr schick. Egal! Letzendlich geht es ja um die Musik.

Scheibe auf den Teller gelegt und ab die Post. Kadavar sind in der ganzen Retrowelle eine Band die eine bunte Mischung aus klassischem Hard Rock mit recht starken psychedelischen Einflüssen und frühem 70er-Jahre-Metal mit Doom/Stoner-Schlagseite spielen. Nie zu hart, nie zu seicht und nie zu abgedreht. Auch auf dieser Live-Scheibe bieten sie einen sehr guten Überblick über ihr Repertoire. Den Überhit „Doomsday Machine“ (steht „Paranoid“ in nichts nach, vor allem live!) findet sich direkt an zweiter Stelle, gefolgt vom wunderbar rollenden „Black Sun“. Die straighteren Songs (eher von „Abra Kadavar“ scheinen sich mit den in großartige Jam-Sessions ausladenden, aber immer auf den Punkt kommenden Tracks (finden sich eher auf dem Debüt) ein wenig abzuwechseln, was die Platte echt nah an das echte Live-Erlebnis der Band heranbringt. Auch der rohe Sound tut sein übriges dazu. Leider ist er mir jedoch etwas zu roh. Von Bootleg-Qualität kann man nicht sprechen, aber irgendwie poltert es doch etwas zu viel für meinen Geschmack – Atmosphäre hin oder her. Am Ende ist man sich jedoch bewusst, wie gut die drei Musiker sind. Es ist einfach sehr interessant und abwechslungsreich ihnen und ihrer großen musikalischen Bandbreite live zuzuhören.

Die Live-LP ist trotz einiger Kritikpunkte (hoher Preis, nur Standard-Vinyl, mäßig guter, streitbarer Sound) definitiv eine Investion wert! Hier erlebt man eine großartige Band in ihrem besten Format: Live!

Deep Purple – Made In Japan 2014 Limited Super Deluxe Set

Quelle: Universal Music

Da liegt es also nun vor mir. Das Box-Set, was mich fast 100€ kostet. Ich hatte zuvor mehrfach nachgedacht, die Bestellung zu stornieren, doch jetzt wo das recht schwere Päckchen vor mir liegt, bin ich froh es nicht getan zu haben

Vorab: Über die grundsätzliche Qualität dieses Live-Albums werde ich nichts schreiben, da es nun einmal unabstreitbar in Anbetracht des Aufnahmedatums eines der besten, wenn nicht gar das beste überhaupt ist.

Auch über die Qualität des nun erneut erfolgten Remastering bzw. Remixing werde ich nicht urteilen. Dem einen wird es gefallen, manche werden immer noch meckern.

Über die Beweggründe die zur Produktion dieser x-ten Neuauflage geführt haben, muss man auch nicht viele Worte verlieren. Natürlich geht es darum hiermit Geld zu verdienen. Aber es dürfte jedem Musikkenner klar sein, wer von Band und Label letzendlich dafür verantwortlich ist.

Feststeht aber: Hier wird der Fan nicht abgezockt. Das Album ist noch nie in solcher Form mit entsprechendem Bonus-Material veröffentlicht worden. Wer kein Fan ist, braucht entweder nur eine alte 2CD/LP-Version oder kann sich jetzt die neue zulegen. Wer aber großer Deep Purple Fan ist, wie ich es auch bin, der sollte großen Gefallen an diesem Produkt finden.

Die ersten 3 CDs enthalten jeweils eines der drei berühmten Konzerte (Osaka 15th, Osaka 16th & Tokyo 17th August 1972) mit jeweils auch identischer Setlist.

Auf CD 4 finden sich die Zugaben aller der drei Konzerte. Dreimal „Black Night“, zweimal „Speed King“ und einmal das Cover „Lucille“.

Allein diese Aufteilung sollte klarmachen: Das braucht nur ein Sammler bzw. Komplettist!

Wer Deep Purple gerne mag, aber mehr auch nicht, wird kaum Gefallen daran haben alle Songs bis zu dreimal zu hören. Auch hier wieder der Hinweis auf die reguläre zwei Tonträger-Variante.

Nun zum speziellen Teil, der dieses Box-Set besonders lohnenswert macht und den Preis in gewisser Form rechtfertigt.

Neben den 4CDs, enthält das Set auch noch eine exklusive DVD mit einer bisher wirklich(!) unveröffentlichten Dokumentation über das Album, die Japan-Tour und einige Hintergründe. Hoffentlich wird sie nicht noch auf anderem Wege veroffentlicht, sodass es wirklich etwas besonderes bleibt. Auf der DVD finden sich des Weiteren noch eine sehenswerte Mini-Doku aus dem Jahr 1972, sowie zwei Clips. Darunter der erstmals veröffentlichte offzielle Musikclip für „Smoke On The Water“.

Als letzter Tonträger findet sich eine 7“-Replika mit zwei „Edited Versions“ von „Smoke On The Water“, welche damals als Promo in Japan veröffentlicht wurde. Diese 7“ findet sich unverständlicherweise nicht in der 9LP-Box, weshalb ich mich auch für das CD-Deluxe-Set entschieden habe.

Die Gesamtlaufzeit der Ton/Bildträger beläuft sich auf knapp 380 Minuten.

Nun ein ganz wichtiger Punkt. In der Box findet sich ergänzend ein Download-Voucher für das originale Album, also ohne Zugaben, im Original und 2013 Mix in HD Audio.
So etwas habe ich zuvor noch nie einem Box-Set vorgefunden und ist wirklich sehr lobenswert.

Nun zum rein physischen Bonus-Material.
Die CDs und die DVD haben Einschub-Fächer im Einband eines 60-seitigen Hardcover-Buch im Großformat, welches der schwerste Teil des Box-Sets ist. Die Qualität ist außerordentlich vorbildich und sogar der Inhalt selbst ist lesens- und sehenswert, da hier Archivbilder optisch ansprechend neben kurze Texte und reihenweise aktuelle Zitate von anderen Musikern gestellt werden. Im hinteren Teil finden sich zudem alle Songtexte und überraschenderweise ein Abdruck (vermutlich) sämtlicher „Made In Japan“-Pressungen weltweit mit Katalognummern. Sehr interessant!

Zusätzlich liegen in der sehr sehr dicken Hardcover-Box eine Replik des originalen Tourprogramms (nicht lesenswert, da natürlich auf Japanisch, aber da auf dickem Papier gedruckt sehenswert) und ein Poster mit einer Art Stammbaum um alle Band-Mitglieder und deren Nebenprojekte bis Ende der 70er Jahre. Sehr verwirrend, aber umso spannender zu entdecken.
Als letztes Extra findet sich ein DIN A4 Bogen mit einer originalen Presse-Erklärung zum Album.

Dieses Komplett-Paket lässt einen „Made In Japan“ völlig neu und sehr intensiv wiederentdecken. Das Geld ist es tatsächlich wert, da es nicht ein billig zusammengepacktes, sondern sehr bedacht zusammengestelltes Box-Set ist, welches auch neben dem Inhalt physisch zu 100% überzeugen kann.

Aktuell ist das Box-Set z.B. über Amazon und jpc.de für knapp 100€ erhältlich.

Kritik: Ghost live im Bürgerhaus Stollwerck Köln

Am vergangenen Sonntag war die schwedische (Okkult-)Rock-Band Ghost zu Gast im sehr gut gefüllten Kölner Bürgerhaus Stollwerck. Die Band erfährt seit Veröffentlichung ihres ersten Albums „Opus Eponymous“ einen weltweiten Hype. Der recht unspekatuläre, klassische Hard Rock spricht auch scheinbar Fans härterer Metal-Arten an. Besonders durch ihre anonymen (Keine richtigen Namen, lediglich „Papa Emeritus I.“ als Angabe für den Sänger und „The Nameless Ghouls“ für die Musiker), aber auch provozierenden Auftritte polaraisieren sie stark.

Dass Ghost ihr Okkult-Image nicht wirklich ernst meinen, lässt sich wahrscheinlich nicht nur daran festmachen, dass ihr Sänger als Papst verkleidet mit zum Totenkopf geschminktem Gesicht auftritt, sondern z.B. auch daran dass sie etwa den The Beatles Titel „Here Comes The Sun“ covern, für eine eher düstere Band doch eine stark ironische Songwahl.

Spätestens bei einem Konzertbesuch stellt man fest, dass diese Band eine fast perfekte Show abliefert und quasi als eine Art Gesamtkunstwerk bezeichnet werden kann. Die recht wenigen Ansagen während des über 90-minütigen Gigs, wirkten als ob man einem Musical, in dem es um dem es um irgendetwas nicht näher definiertes dunkles geht, beiwohnt. Es ist ganz klar Show, aber hervorheben muss man, dass Ghost nicht wie eine billige aufgesetzte Satire wirken, sondern alles was sie machen eine gewisse Wertigkeit besitzt. Gerade diese Ernsthaftigkeit, die nur durch immer wieder aufkommende Ironie gebrochen wird, führt dazu, dass man schnell beeindruckt wird. So liefern Ghost auch großartige Rocksongs, wie beispielsweise „Ritual“ oder „Monstrance Clock“ ab. Ihre musikalische Ausrichtung ist dabei nichtmals durchweg dem Hard Rock zuzuordnen, immer wieder findet man klare Metal-Passagen, aber auch Flirts mit Soul, Blues oder Pop. Dabei wird hier jedoch keineswegs nur rezitiert, sondern ein vollkommen eigener Stil entwickelt, der vielleicht nicht jedem gefallen wird, stellenweise unspektakulär oder sogar seicht ist, aber dennoch eine starke Ausstrahlung besitzt.

Die Setlist setzte sich zu gleichen Teilen aus dem Debüt und dem Nachfolgewerk „Infestissumam“ zusammen. Die Stimmung war gut, einige im Publikum konnten sogar die zum Teil lateinischen Texte oder Phrasen mitsprechen bzw. -singen.

Ghost dürfte noch eine große Zukunft bevorstehen, so sind sie durch ihren nicht zu harten Klang auch für weniger Metal-interessierte Hörer attraktiv.

Im Vorprogramm durfte sich die junge Newcomer-Band The Oath präsentieren: Female-Fronted-Hardrock mit klarer End-60er/70er-Ausrichtung und okkultem Touch. Die Band ist noch in den Anfängen, ein erstes Album soll bald erscheinen. Mit zwei Frauen in einer vierköpfigen Band hat sie zumindest einen gewissen Exotik-Bonus und dürfte über die Zeit einige Fans sammeln. Die erste Auflage einer ersten 7“ war zügig ausverkauft.

Kritik: Huntress – Starbound Beast

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Mit „Starbound Beast“ haben Huntress, meiner Meinung nach, eine der besten Heavy Metal Platten des Jahres herausgebracht. War ich vom ersten Album „Spell Eater“ aufgrund fehlender Griffigkeit noch nicht so angetan, hat mich das „Starbound Beast“ nun absolut umgehauen. Recht epischer, aber nicht zu sehr abgehobener Heavy Metal, der gerne mal mit Genres spielt (z.B. Doom Metal, Thrash Metal, Alternative Metal), aber ein eigenes Konzept auf grundsolider Heavy Metal Basis hat. Vor allem die Abmischung und der Gesamtklang ist im Gegensatz zum Vorgänger deutlich besser gelungen und gibt allen Teilen genug Raum.

Mit Frauen im Heavy Metal ist das ja auch so eine Sache. Einige proklamieren direkt, dass man die Damen doch nur für die Aufmerksamkeit bräuchte (besonders wenn es sich dann auch noch um ein Model handelt). Anderen ist es glücklicherweise egal, ob da jetzt Männlein oder Weiblein steht und lenken ihren Fokus auf die Qualität. Diese stimmt bei Huntress definitiv! Was Jill Janus hier abliefert ist vorbildlich! Gute, sehr kraftvolle, aber auch dynamische Stimme die perfekt mit der Band harmonisiert.

„Starbound Beast“ jetzt z.B. bei Amazon.de kaufen (Amazon PartnerNet Affiliate-Link):

Misch-Masch

Nach sehr langer Zeit, gibt es mal wieder eine Folge von Misch-Masch: Viel gute Musik ohne Schnick-Schnack.

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The Wans – I Like To Party

DAWA – Relief

Brutus – Personal Riot

Half Girl – Lemmy, I’m A Feminist

Blood Ceremony – Goodbye Gemini