Misch-Masch

Nach sehr langer Zeit, gibt es mal wieder eine Folge von Misch-Masch: Viel gute Musik ohne Schnick-Schnack.

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The Wans – I Like To Party

DAWA – Relief

Brutus – Personal Riot

Half Girl – Lemmy, I’m A Feminist

Blood Ceremony – Goodbye Gemini

Kritik: Joon Wolfsberg – Revolujoon

Druck

Da ist es nun: „Revolujoon“. Das dritte Album in drei Jahren. Ein ganz schönes Arbeitstempo legen Joon Wolfsberg, ihr Vater Joe und ihre Mitstreiter an den Start. Mit dem wirklichen Durchbruch hat es bisher trotzdem immer noch nicht geklappt. Obwohl es neben zahlreicher Fans, auch Lob von Seiten der Kritiker gab. Manchen Musikerinnen ist der Erfolg wohl einfach nicht vergönnt.
Denn an mangelnder Qualität liegt es keinesfalls.

War des Debüt „Made In USA“ noch ein recht unspektakuläres Country-Album, war der im vergangenen Jahr erschienene Nachfolger „Wonderland“ ein klarer Schritt nach vorne. Mit ein bisschen mehr Pepp wurde nun auch die Musik der außergewöhnlich erfahren klingenden Stimme von Joon gerecht.

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Joon Wolfsberg, Joe Wolfsberg, Micha Mihla, Toni Funk (v.l.)

„Revolujoon“ orientiert sich am zuletzt eingeschlagenen Weg. Beim Hören der 12 Titel denkt man in keinem Moment daran, dass die Sängerin gerade einmal 21 Jahre alt ist. Zu niveauvoll, ausgewogen, kraftvoll und abwechslungsreich klingt das Gesamtwerk.

Der aktuelle Sound ist eine Mischung aus Country und Blues-Roots angereichert mit frischem Rock und Pop. Die Qualität des Songmaterials ist dieses Mal noch höher als zuvor. Trotzdem man bei der aktuellen Platte ohne die vielen erfahrenen Musiker, die bei den letzten Aufnahmen mitgewirkt haben, auskommen musste. Auch wenn Joe Wolfsberg und John Idan (Bass, Yardbirds) sicherlich mehr als ausreichendes Know-How mitbringen. Am Schlagzeug sitzt der gerade einmal 19-jährige Micha Mihla, E-Gitarre spielt der 26-jährige Toni Funk.

Das „schwierige dritte Album“ haben Joon und Band jetzt also definitiv mit Bravour  hinter sich gebracht. Auf das der langverdiente Erfolg nun endlich eintritt.

Das Album ist exklusiv über www.amazon.de für nur 13,95€ erhältlich.

offizielle Homepage
offizielles Facebook-Profil von Joon Wolfsberg

Reinhören: Madsen – Wo Es Beginnt

Zwei Jahre ist es her, dass „Labyrinth“ erschien, ein eher poporientiertes, untypisches Album und nach dem aufbrausenden „Frieden Im Krieg“ stellenweise fast schon seicht. Nun haben Madsen am Freitag ihr fünftes Album mit dem Titel „Wo Es Beginnt“ beim neuen Label Columbia/Sony Music veröffentlicht. Und dessen Ursprünge liegen ganz klar in ihren Anfängen.

Doch Madsen haben sich, nach dem schweren Unfall von Sänger und Gitarrist Sebastian Madsen, auch weiterentwickelt. Es finden sich einige neue Elemente und „Wo Es Beginnt“ ist das erste Album, welches sie komplett selbst produziert haben.

Der Opener mit dem gleichen Titel, wie das Album ist ein hunderprozentiger Madsen-Song, wie er eben auf dem Debüt „Madsen“ oder „Goodbye Logik“ zu finden ist. Madsen haben keinen Neuanfang gestartet, sondern ihre bewährten Rezepte verbessert und ergänzt.
So zeigen bereits die ersten 30 Sekunden des zweiten Titels „Lass Es Raus“, dass die bereits stellenweise auf „Frieden Im Krieg“ zu findenden härteren Elemente ausgebaut wurden. Immer wieder finden sich auf dem 12 Titel starken Album metal-artige, stellenweise für eine Deutsch-Rock-Band äußerst harte Passagen, die wenn, aufgrund des Klangs, am ehesten dem Stoner-Metal zuzuordnen sind.

Gleichzeitig fällt nun allerdings besonders im Kontrast zu den vor Kraft strotzenden Songs auf, wie schlager-artig dagegen manch andere Titel sind. Nicht nur die erste (Major-Pflicht-)Single „Lass Die Musik An“, sondern auch die Titel „So Cool Bist Du Nicht“ oder „Nimm Den Regen Mit“ sind vor allem textlich ganz klar im seichten Wasser der sich immer mehr dem Schlager zu wendenden deutschsprachigen Popmusik zu verorten.
Jedoch finden sich auch bereits auf früheren Alben Songs in diesem Stil. Meiner Meinung nach sorgen diese balladesken Songs allerdings dafür, dass der Gesamteindruck des Albums dadurch getrübt wird, weil zwischen den aufreibenden Krachern immer wieder diese „Verschnaufpausen“ eingelegt werden.

Auch das zwar sehr gute und außergewöhnliche mit Walter Schreifels aufgenommene „Love Is A Killer“ ist abgesehen vom großartigen Refrain und dem späteren Zwischenspiel ein Titel, dessen Qualitäten nicht vollkommen ausgereizt werden.

Das darauf folgende „Alarm Im Paradies“ bietet dagegen jedoch eine ordentliche Portion handfesten Rock, der erneut in den Metal-Bereich abdriftet. Zum ersten Mal, finden sich z.B.  in einem Madsen-Song Triolen und ein Bass-Solo.

Die Texte auf „Wo Es Beginnt“ beschäftigen sich zum Teil auch mit politischen, gesellschaftsrelavanten Themen, wie z.B. in den Stücken „Baut Wieder Auf“, „Generation Im Arsch“ und „Alarm Im Paradies“ und bieten so einen Gegenpol zu den meist eher persönlichen Inhalten.
Der letzte Titel „Es Wird Schon Wieder Gut“ verarbeitet dann die Geschenisse nach dem Unfall von Sebastian Madsen und habe die Bandmitglieder immer wieder zu Tränen gerührt.

Alles in allem, ist „Wo Es Beginnt“ vielleicht das beste bisherige Madsen-Album. Die Eigenproduktion hat absolut funktioniert und unter Umständen sogar noch das ein oder andere mehr herausgekitzelt.
Madsen schaffen es einen eigenen Stil zu bieten, der sowohl für Pop- als auch Rockfans Anschlusspunkte bietet und niemanden auf die Dauer langweilt, da genüngend Abwechslung geboten wird. Da kann man nur sagen: Bitte, weiter so!

Die „Limited Edition“ kommt übrigens im schicken Digipack mit einer Bonus-DVD daher, die eine kurzweilige Dokumentation über die Entstehung des Albums, die Videos zu den ersten beiden Singles und ein Best-Of des Madsen-Videoblogs „Willkommen bei Madsen“ bietet. Die zwei bis drei Euro mehr, lohnen sich anzulegen.

Justin Timberlake – Futuresex/Lovesounds: 6 Jahre später

Vor inzwischen fünf Jahren, als noch keine Zeitungen, Zeitschriften und erst recht keine Menschen sich mit David Guetta beschäftigten, gab es einen anderen Produzenten im Pop-Kosmos der einen ähnlichen Status hatte, wie der langhaarige 3-Tage-Bart-Träger ihn zurzeit hat: Timbaland

Der fünf Jahre jüngere Amerikaner hatte sie damals alle. Ob die sich bereits damals auf dem absteigenden Ast befindende „Queen of Pop“ Madonna („Hard Candy„), die etwas andere Popsängerin Nelly Furtado („Loose„) oder den immer noch jungen, aber doch gereiften Justin Timberlake („Futuresex/Lovesounds„). Er produzierte für 50 Cent („Ayo Technology (feat. Justin Timberlake)“) und viele andere Popgrößen.

Auf seiner eigenen Zusammenstellung auf Albumlänge „Shock Value“ sangen und rappten Black Music Größen, wie Missy Elliot, Persönlichkeiten wie Elton John und sogar Rockbands wie Fall Out Boy und The Hives nahmen Songs mit ihm gemeinsam auf.

Wie oft hörte man die Singles „Maneater“ und „Say It Right“ von Nelly Furtado, die unzähligen Auskopplungen Justin Timberlakes und die Kooperationen zwischen mehreren Künstler wie „Give It To Me“ (Nelly Furtado & Justin Timberlake), „The Way I Am“ (Keri Hilson & D.O.E.) oder „Scream“ (Keri Hilson & Nicole Scherzinger) aus dem Radio dudeln.
OneRepublic verschaffte er mit „Apologize“ gar die Aufmerksamkeit für ein ganzes Album.

Timbalands Sound war stets eher reduziert, wenn nicht gar minimalistisch. Vor allem im direkten Vergleich mit den auf 100 Spuren produzierten Dancefloor-Hymnen David Guettas klingen manche Songs fast dünn und leer.
Doch damals kam ein Großteil an chartsrelevanter Musik nicht ohne Klacken und Klatschen von Percussion aus.

Futuresex/Lovesounds“ von Justin Timberlake war eines der ersten Alben, die ich mir ganz bewusst von meinem eigenen Geld kaufte und anschließend rauf und runter hörte. Und auch heute klicke ich die Songs auf meinem iPod im Shuffle-Modus nicht immer (gleich) weiter.

Das, was vor allem das zweite Album des ehemaligen *NSYNC-Mitgliedes ausmachte war der stellenweise fast bandartige Sound. Timbaland hatte einen Großteil der zwölf Songs mitproduziert und dem Album neben Rick Rubin quasi einen Rahmen verliehen.

Die Beats sind klar, teilweise fast wie von einem echten Schlagzeug gesampelt. Die verschiedenen Tonspuren lassen sich oftmals fast genau heraushören. Dort ein Synthie, da ein Keyboard, dort die Beats, da zwei verschiedene Percussion-Samples, da die E-Gitarre. Die Lyrics fast immer problemlos verständlich, melodiös aber auch gerappt.

Auch der Aufbau des Albums und auch der der Songs wirken eher wie auf einer Rockplatte. Zwölf Tracks mit einer Gesamtlänge von über 65 Minuten, keiner unter vier Minuten – zumindest wenn man die Pre- und Interludes miteinbezieht. Ein klassisches Mittel im Hip-Hop/R’n’B-Bereich, doch selten so umgesetzt wie hier. In „Lovestoned“ z.B. mit einer reinen E-Gitarren-Sequenz die in eine Soul-Nummer überleitet.

Überhaupt findet sich hier viel Außergewöhnliches, nicht nur die vielen klar erkennbaren Gitarren, auch Geigen und andere Instrumenten-Samples hört man – nicht nur Synthie-Wände, wie bei Mr. Guetta.

„Futuresex/Lovesounds“ ist ein Popalbum, welches Einflüsse aus den verschiedensten Genres beinhaltet und dessen Tracks größtenteils von Hip-Hop-Produzenten (neben Timbaland, u.a. will.i.am und Danja) produziert wurden.

Heute spricht kaum jemand mehr über Justin Timberlake, der mit der Musik aufgehört und sich der Schauspielerei gewidmet hat. Doch ich glaube, dass aufgrund des nicht zu überladenden Klangs, vor allem auch bei den sich am Schluss befindenden drei Balladen, die Relevanz des Albums und somit auch die von Timbaland im Endeffekt höher sein wird, als die der Titel von David Guetta. Denn je weniger überbordend Musik ist, desto weniger ist das Hören, auch nach vielen Jahren, von Schamgefühlen behaftet.