(Zwischenzeitlich schreckliche) Fantasien

by Yannik

Vorab: Ich weiß, DJ BoBo ist extrem uncool und extrem peinlich. Doch eins will ich euch sagen: Sobald ihr einmal auf einem seiner Konzerte wart, werdet ihr verstehen wieso ich dieses Phänomen so toll finde.

Am vorvergangenen Mittwoch besuchte ich zum inzwischen dritten Mal ein DJ Bobo-Konzert. Mein erstes Live-Konzert war sogar eins des schweizer Exportschlagers. Nachdem man auf den letzten beiden Tourneen, sowohl mit Piraten („Pirates Of Dance“, 2005) und Vampiren („Vampires Alive“, 2007) zu tun hatte, steht die aktuelle Bühnenshow ganz unter dem Titel „Fantasy“.

Die Vorpremiere fand im Dezember im Europa-Park in Rust statt und die Weltpremieren nun in der König-Pilsener-Arena in Oberhausen.

Entspannt ging es also am Vorabend nach Oberhausen. An der Halle angekommen, hatte der Einlass bereits begonnen. Lange warten, um in die Arena zu gelangen, musste man nicht. Im Inneren hieß es erst einmal Leute gucken. Und dieses Mal, war es noch schlimmer als bei der vergangenen Tour. Nun erblickte man nicht durchweg Rentner, sondern eher ein Publikum, was aus sämtlichen RTL-Doku-Soaps, zu stammen schien.

Der Großteil des Ticketkontigents hat 58€ gekostet. Der vordere Block im Innenraum 150€ (dafür aber mit jede Menge Sondegedöns, d.h. Meet & Greet, Autogramme, Büffet, Extraeingang.) und der hintere Block im Innenraum nur 29€. Für Kinder bis einschließlich 14 Jahren gab es einen Rabatt von 50% auf alle Ticketkategorien. Zunächst fand ich den Ticketpreis sehr hoch. Doch als ich sah, dass man ein „DJ BoBo-Magazin“ im Wert von 5€, sowie pro Ticket jeweils einen Merchandising-Gutschein im Wert von 10€ bekam, sah ich den Preis doch als angemessen an. Abzocke fand mit diesem „DJ BoBo-Magazin“ jedoch vorher statt. Auf seiner offiziellen Homepage, würde immer wieder aufgerufen, dieses Magazin doch vorzubestellen. Ich möchte nicht wissen, wie viele Konzertbesucher, die jetzt soweiso ein Heft bekommen, dies getan haben. Aber vielleicht, war der Grund dafür, dass man das Magazin gratis bekam, dass zu viele Hefte gedruckt wurden und diese nun verteilt werden mussten.

Nach ein paar Runden, um die Halle herum, ging es dann zu den Plätzen um die Support-Acts zu bestaunen. Bestaunen konnte man zumindest den ersten Künstler des Abends nicht. Was der Schweizer Tommy Fresh da präsentierte, war unterste Schublade. Ja, ich weiß der werte Herr ist Newcomer, doch Playback geht heutzutage einfach nicht mehr. Auch seine andauernden „Here we go“-Rufe nervten mich unglaublich. (Was sollte da denn bitte losgehen?) Stimmung kam, trotz der für Vorprogramm gut gefüllten Halle, kaum auf. Seine zwei Tänzerinnnen und seine zwei Tänzer, waren sehr unprofessionell, zumindest wirkten sie so. Wie eine wirkliche Tanzperformance sah das Ganze nicht aus. Auch das grausame „Lemon Tree“-Cover änderte das Verhalten des Publikums nicht. Die Meisten blieben einfach sitzen und ertrugen das, was ihnen da vorne präsentiert wurde. Die Texte seiner Songs wirken wie ins Englische übersetzte deutsche Schlager. („I Long For You“ – Hä? Ich lange für dich??). Seine erste Single „You Are My Sunshine“ und das dazugehörige Video, sind auch ganz großes Kino:

Nach diesem Auftakt war ich erstmal komplett gestört.

Dies änderte sich jedoch quasi sofort, als Captain Hollywood die Bühne enterte. Ja, der Captain Hollywood. Relativ erfolgreicher Eurodance-Künstler, der sich nun nach 10 Jahren Pause zurückmeldet. Der spielt übrigens auch auf der Duisburger „Beach Party  „More And More“ kennt jeder und „Fly Again“ wird auch einigen bekannt sein. Und entgegen meiner Erwartungen, war dass, was er und seine Background-Tänzerinnen und -Sängerin präsentiert haben, ein sehr guter Support-Gig. Bereits nach den ersten 30 Sekunden „More And More“ war die Stimmung in der fast vollständig ausverkauften Arena, fast auf Höchstniveau, was man vor allem am relativ langen Applaus nach den Songs merkte. Auf einmal waren Mitmach-Nummern kein Problem mehr und es wurde freiwillig mitgeklatscht. Gesessen haben auch nicht mehr alle. Eine kleine Michael-Jackson-Moonwalk-Einlage zu „Beat It“ war unterhaltsam und hat Abwechslung gebracht. Lustig war, dass er immer wieder „Music of the 90er-Jahre“ sagte. Ein großes Lob für diese sehr guten 25min.

Nach einer kurzen Pause von ca. 15min, war es dann endlich soweit. Eine Elfin erschien links am Unterrang und lief mit einer kleinen Lampe in der Hand die Treppe hinunter. Dort schwirrte sie ein wenig zwischen den Menschen herum, bis sie sich in Richtung Bühne bewegte und Schattenspiele auf den Vorhang projezierte. Auf einmal konnte man den Umriss eines menschlichen Körpers erkennen. 3 Sekunden später fiel der Vorhang, „Tonight“ begann und die Bühne erschlug einen quasi.

Es folgten zwei weitere Songs des neuen Albums „Fantasy“ – „Take Me To The Top“ und „Superstar“, welcher mit einer Pyro-Explosion endete.

Nach einer kurzen Einführung in die Geschichte, während der man unter Anderem seine/n NachbarIn begrüssen und umarmen sollte, ging es mit einem Medley aus „Around The World“ und „Respect Yourself“ weiter. „Somebody Dance With Me“, „Take Control“ und „Let The Dream Come True“ zeigten wiedermal die Qualität der Band, durch die Songs um einiges besser und rockiger klingen als in der Studio Version. Doch leider wurde das Erlebnis durch einen für mich persönlich sehr unausgewogenen Sound gestört. Die Gitarre war zu leise und es hallte relativ stark. Man konnte zwar sagen, dass es die erste Show dieser Tour in eine großen Halle ist, doch schließlich arbeiten da Profis, die so etwas zumindest während der Show ausgleichen können sollten. Schade. ansonsten war die Show nämlich wieder einmal sehr gut umgesetzt.

Nach „Together“, hatten die durch „Germany’s Next Showstars“ entdeckten Energetrix ihren Auftritt. Und präsentierten ihre Mischung aus Akrobatik und Kampfkunst. Im Set folgten „Fantasy“ und „This Is My Time“.

„Amazing Life“ ging in ein Publikumsspiel über, in welchem das Publikum seine „Nachklatsch“-Qualitäten unter Beweis stellen musste und die Faust in die Luft strecken sollte, um „Freedom“ einzuleiten, welches sich dieses Mal sehr rockig präsentierte. Im Anschluss daran folgte die Ballade „Feels Like Heaven“ vom „Greatest Hits“-Album und die Rock-Ballade „Forever“ vom neuen Album.

Nun durfte der Drummer Alex Vesper sein geniales Können an den Drums präsentieren und danach zu einem Drum Battle gegen Bobo antreten, nach dem die Surfdrummers die Bühne betraten und ebenfalls eine gute Performance an den Tag legten. Nun nahm DJ BoBo Pfeil und Bogen, visierte eine Zeilscheibe auf der linken Seite der Bühne an und schoss. Nun fiel ein schwarzer Vorhang hinter der Bühne, so wurde ein „Dschungel“-Backdrop enthüllt und „The Voice Of Freedom“ begann.

Nach „It’s My Life“, folgte „Roll Up“ einer meiner Favoriten vom neuen Album.

Zu „There Is A Party“ gab es einen Konfettiregen, außerdem ging Bobo ins Publikum und Fans sollten mit ihm verschiedene Songs, wie z.B. „Stayin‘ Alive“, anstimmen, was nur teilweise gelang. (;

„Chihuahua“ kam wie immer gut an und war der letzte Song vor dem großen Finale mit „Pray“. Während „Pray“ wurde es durch Feuerfontänen ordentlich warm.

Das Zugabenset bestand aus „Everybody“ und „Love Is All Around“.

Insgesamt war es ein guter Konzertabend. Ein „sehr gut“ möchte ich nich vergaben, da der Sound hierfür einfach wirklich zu schlecht gewesen wäre. Ansonsten war es jedoch wiedermal ein Erlebnis.

Ich denke, dass jeder noch so große DJ-BoBo-Skeptiker nach einem Konzert ebenfalls begeistert wäre. Ob ich beim nächsten Konzert noch dabei bin weiß ich allerdings noch nicht.