Reinhören: The Great Faults – Coming Back Soon

 the-great-faultsRockmusik gibt es wie Sand am Meer. In vielen Variationen, Qualitäten, Härtegraden und Geschwindigkeiten. Es wird viel kopiert, zitiert und ab und zu auch mal etwas weiterentwicklet und neues geschaffen.

Auch The Great Faults aus Mülheim a.d. Ruhr spielen Rockmusik. Das bereits seit 2011 bestehende Projekt von Sänger und Gitarrist Martin Arlo Koll und Schlagzeuger Johannes Wagner hat nun vor kurzem sein Debütalbum „Coming Back Soon“ auf dem Label TGF/Supermusic veröffentlicht.

Beim Einlegen der CD ist man zunächst einmal überrascht vom Klang der da aus den Lautsprecher tönt. Außergewöhnlich groovig und großformatig ist die Musik der beiden jungen Herren. Schnell beginnt man mit den Füßen zu wippen und mit dem Kopf zu nicken, womit man in den knapp 30 Minuten auch nicht mehr wirklich aufhören kann.

Trotzdem man hier klassische Blues/Indie-Rock-Vorlagen heraushört, ist der Sound von The Great Faults vollkommen eigenständig. Wie gesagt: Der Groove ist einfach verdammt gut!

the-great-faults-coming-back-soonDas dürfte vor allem am gleichgestellten Verhältnis von Gitarre und Schlagzeug liegen, die als vollkommen eigenständig agierende Parts ein fantastisches Gesamt-Klangbild ergeben. Das Schlagzeug-Spiel von Johannes Wagner ist sehr abwechslungsreich, da es eben nicht nur das Grundgerüst für die Musik einer Band ist, sondern in diesem Fall, dass ganz Potential, welches in diesem Instrument steckt, präsentiert.
Martin Arno Koll spielt wunderbar bluesig angehauchte, kreative Blues-Gitarre. Hier werden Brücken zwischen klassischem Blues, Blues-Rock, aber auch geradlinigem Indie-Rock mit einer Prise Popappeal gebaut.

Am Ende ist es schwer, einen Lieblings-Song auszumachen. Aber das liegt nicht, an durchschnittlicher belangloser Musik, sondern an der durchweg hohen Qualität der Musik, die 30 Minuten abwechlungsreich und kreativ daherkommt. Pflichtkauf für jeden Rockfan!

„Coming Back Soon“ ist z.B. bei Amazon und jpc erhältlich.

Kritik: Joon Wolfsberg – Revolujoon

Druck

Da ist es nun: „Revolujoon“. Das dritte Album in drei Jahren. Ein ganz schönes Arbeitstempo legen Joon Wolfsberg, ihr Vater Joe und ihre Mitstreiter an den Start. Mit dem wirklichen Durchbruch hat es bisher trotzdem immer noch nicht geklappt. Obwohl es neben zahlreicher Fans, auch Lob von Seiten der Kritiker gab. Manchen Musikerinnen ist der Erfolg wohl einfach nicht vergönnt.
Denn an mangelnder Qualität liegt es keinesfalls.

War des Debüt „Made In USA“ noch ein recht unspektakuläres Country-Album, war der im vergangenen Jahr erschienene Nachfolger „Wonderland“ ein klarer Schritt nach vorne. Mit ein bisschen mehr Pepp wurde nun auch die Musik der außergewöhnlich erfahren klingenden Stimme von Joon gerecht.

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Joon Wolfsberg, Joe Wolfsberg, Micha Mihla, Toni Funk (v.l.)

„Revolujoon“ orientiert sich am zuletzt eingeschlagenen Weg. Beim Hören der 12 Titel denkt man in keinem Moment daran, dass die Sängerin gerade einmal 21 Jahre alt ist. Zu niveauvoll, ausgewogen, kraftvoll und abwechslungsreich klingt das Gesamtwerk.

Der aktuelle Sound ist eine Mischung aus Country und Blues-Roots angereichert mit frischem Rock und Pop. Die Qualität des Songmaterials ist dieses Mal noch höher als zuvor. Trotzdem man bei der aktuellen Platte ohne die vielen erfahrenen Musiker, die bei den letzten Aufnahmen mitgewirkt haben, auskommen musste. Auch wenn Joe Wolfsberg und John Idan (Bass, Yardbirds) sicherlich mehr als ausreichendes Know-How mitbringen. Am Schlagzeug sitzt der gerade einmal 19-jährige Micha Mihla, E-Gitarre spielt der 26-jährige Toni Funk.

Das „schwierige dritte Album“ haben Joon und Band jetzt also definitiv mit Bravour  hinter sich gebracht. Auf das der langverdiente Erfolg nun endlich eintritt.

Das Album ist exklusiv über www.amazon.de für nur 13,95€ erhältlich.

offizielle Homepage
offizielles Facebook-Profil von Joon Wolfsberg

Reinhören: Vondelpark – Seabed

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Die 2010 als 12“ erschienenen EPs „Sauna“ und „NYC Stuff And NYC Bag“ waren ganz großes Kino. „Verspielt“ und „interessant“ sind im Chillout-Bereich selten benutzte Vokabeln, doch Vondelpark boten eben genau das den geneigten (Hipster-)Hörern. Auf dem nun nach einer gefühlten Ewigkeit vorliegenden Longplayer ist vieles der Verspieltheit leider verloren gegangen. Die insgesamt 10 Titel bieten zwar immernoch wunderbare Musik zum Abschalten ohne Plattitüden, allerdings schafft „Seabed“ es im Gegensatz zu den Vorboten nur selten ein spezielles Kribbeln in den Gehörgangen und Körpern zu erzeugen. Doch Vondelpark spielen weiterhin eine ganz spezielle, eigene, akustische, hörenswerte Variante von Chillout-Electro.

Leider kommt die 2LP nicht in einem Gatefold, sondern nur in einem regulären Plattensleeve daher, welches aufgrund des hohen Gewichts relativ schnell beschädigt wird. Die CD als Beigabe ist natürlich klasse und auch das großformatige Booklet kann sich sehen lassen.

Reinhören: Midas Fall – Wilderness

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Das Cover-Artwork und der Albumtitel hatten bereits im Vorfeld die Hoffnung in mir ausgelöst, dass „Wilderness“ ebenso spannend und gut geraten würde, wie das Debüt des Trios. Doch auf ihrem zweiten Album haben Midas Fall zwar am Grundklang ihrer Musik festgehalten, jedoch elektronischen Drums/Beats einen relativ großen Raum gegeben. Aufgrunddessen ist es stellenweise recht anstrengend dem Album zuzuhören. Dabei muss ich klarstellen, dass ich kein Problem mit experimentellen oder progressiven Klängen habe, jedoch empfinde ich diese neue Facette als nicht passend zur Musik der Briten. Die Symbiose von Elizabeth Heatons Stimme und dem stark an Ambient orientiertem Band-Sound, welche „Eleven. Return And Revert“ ausgemacht hat, präsentiert sich auf „Wilderness“ weniger ausgeglichen. Somit handelt es sich um ein solides Zweitwerk, welches jedoch nicht vollständig an die Qualiäten des Debüts anknüpfen kann.

Reinhören: Firewater – International Orange!

Wie ein Päckchen voller Mitbringsel und positiver Stimmung – so ist das siebte Album des bereits seit 1996 bestehenden Projekts Firewater um Tod Ashley.

Während des sogenannten arabischen Frühlings wurde „International Orange!“ aufgenommen und so ist es sicherlich auch von den Ereignissen in Ägypten, Tunesien und den vielen anderen Ländern stark beeinflusst. Der Geist der Revolution findet sich sozusagen auch auf dieser LP, wie Ashley es in Interviews erzählt, es das Ausrufezeichen auf dem Cover andeutet und wie der Opener-Titel „A Little Revolution“ es auch ganz klar herausposaunt.

À propos Posaunen. Natürlich ist „International Orange!“ voller weltmusikalischer Einflüsse. Tod Ashley nennt den Stil von Firewater selbst „World-Punk“. Immer wieder tauchen, wie auch schon auf dem Vorgänger-Album „The Golden Hour“ eine Reihe von exotischen Instrumenten auf und viele Songs versprühen südamerikanischen und/oder arabischen bzw. internationalen Flair. Vor allem prägnante, raue Bläser-Klange verleihen den, auf ein Rock-Fundament gebauten, insgesamt elf Titeln ein äußerst großes Klangvolumen und Kraft.

Auch sonst ist der Klang des Albums bunt, bis zur letzten Minute. Frisch, offen und abwechslungsreich – diesen Eindruck hinterlassen die knapp 46 Minuten beim Hörer.
International Orange!“ ist ganz klar eines der besten Alben im Bereich alternativer Musik in diesem Jahr.

International Orange!“ ist seit dem 24. August im deutschen Handel erhältlich und beim Label Noisolution erschienen. Die CD befindet sich im aufklappbaren Digipack, eine Vinyl-Version wurde auch veröffentlicht.