Kritik: Justin Timberlake – The 20/20 Experience

Justin Timberlake - The 20/20 Experience - Cover

Ich persönlich kann die oft negativen Kritiken zum Doppel-Album „The 20/20 Experience“ nicht nachvollziehen. Für mich scheint es so, als sei es gar das Ziel Timberlakes gewesen, mit extrem überlangen Songs (bis zu 9:30!) zu provozieren. Song-Strukturen wurden aufgeweicht. Natürlich gibt es Refrains, Strophen und Bridges, aber durch zahlreiche Pre- und Interludes ergibt sich aus den insgesamt 22 Songs (inkl. Hidden Track) fast schon eine Art Prog-Pop-Album mit einer Gesamtlänge von über 140 Minuten. Manchmal bemerkt man gar nicht, dass man sich bereits im nächsten Titel befindet. Wer hier noch von klassischem R’nb redet, liegt meiner Meinung nach daneben. Natürlich ist der Grundbaustein noch da: Die immernoch großartigen organischen Beats von Timbaland, die Uh’s und Ah’s, die leichte Kopfstimme. Doch „The 20/20 Experience“ bietet so viel mehr. Auf keinem JT-Album gab es so viel, wohlgemerkt gut gemachten, Soul bzw. Funk, wie auf diesem. Im Hidden-Track „Pair Of Wings“ auf „Pt. 2“ wagt er sich gar an lupenreinen Singer-Songwriter-Pop. Gerade dieses übergroße Format in dem das Doppel-Album daherkommt, macht es fast zu einem Meisterwerk der aktuellen Popmusik, weil es ohne Guetta-Synthies auskommt, ohne übertriebene Disco-Nummern, sich nicht anpasst, sondern das Vorgänger-Werk „Futuresex/Lovesounds“, welches zwar mehr Hits hatte, aber auch viel heterogener klang, weiterentwickelt hat.

Man könnte den Produzenten vorwerfen ein langweiliges Werk abgeliefert zu haben, welches sich stellenweise wie ein Kaugummi auseinandergezogen wurde, doch wenn man sich wirklich auf dieses Doppel-Album einlässt, wird man mit über 140 Minuten hochwertiger, gut gemachter Popmusik belohnt.

Besonders empfehlenswert ist „The Complete 20/20 Experience“ auf 4fach-Vinyl in einer dicken goldenen Box zum Preis einer regulären LP. In der Box befinden sich beide Teile, jeweils extra verpackt als Gatefold inklusive mp3-Download-Code. Unbedingt zugreifen und gut gemachte Popmusik genießen!

Zum Beispiel bei Amazon:
The 20/20 Experience – The Complete Experience – Vinyl
The 20/20 Experience- The Complete Experience – CD

Reinhören: Frankie & The Heartstrings

frankie-and-the-heartstrings-the-days-run-away-coverVor einiger Zeit hat die Band Frankie & The Heartstrings endlich ihr zweites Album „The Days Run Away“ veröffentlicht. Auch dieses Mal wird einem, wie auf dem großartigen Debüt „Hunger“ aus dem Jahr 2011, feinster britischer Pop/Rock mit zahlreichen Ohrwürmern präsentiert.

Unbedingt reinhören!

Misch-Masch

Nach sehr langer Zeit, gibt es mal wieder eine Folge von Misch-Masch: Viel gute Musik ohne Schnick-Schnack.

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The Wans – I Like To Party

DAWA – Relief

Brutus – Personal Riot

Half Girl – Lemmy, I’m A Feminist

Blood Ceremony – Goodbye Gemini

Kritik: Joon Wolfsberg – Revolujoon

Druck

Da ist es nun: „Revolujoon“. Das dritte Album in drei Jahren. Ein ganz schönes Arbeitstempo legen Joon Wolfsberg, ihr Vater Joe und ihre Mitstreiter an den Start. Mit dem wirklichen Durchbruch hat es bisher trotzdem immer noch nicht geklappt. Obwohl es neben zahlreicher Fans, auch Lob von Seiten der Kritiker gab. Manchen Musikerinnen ist der Erfolg wohl einfach nicht vergönnt.
Denn an mangelnder Qualität liegt es keinesfalls.

War des Debüt „Made In USA“ noch ein recht unspektakuläres Country-Album, war der im vergangenen Jahr erschienene Nachfolger „Wonderland“ ein klarer Schritt nach vorne. Mit ein bisschen mehr Pepp wurde nun auch die Musik der außergewöhnlich erfahren klingenden Stimme von Joon gerecht.

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Joon Wolfsberg, Joe Wolfsberg, Micha Mihla, Toni Funk (v.l.)

„Revolujoon“ orientiert sich am zuletzt eingeschlagenen Weg. Beim Hören der 12 Titel denkt man in keinem Moment daran, dass die Sängerin gerade einmal 21 Jahre alt ist. Zu niveauvoll, ausgewogen, kraftvoll und abwechslungsreich klingt das Gesamtwerk.

Der aktuelle Sound ist eine Mischung aus Country und Blues-Roots angereichert mit frischem Rock und Pop. Die Qualität des Songmaterials ist dieses Mal noch höher als zuvor. Trotzdem man bei der aktuellen Platte ohne die vielen erfahrenen Musiker, die bei den letzten Aufnahmen mitgewirkt haben, auskommen musste. Auch wenn Joe Wolfsberg und John Idan (Bass, Yardbirds) sicherlich mehr als ausreichendes Know-How mitbringen. Am Schlagzeug sitzt der gerade einmal 19-jährige Micha Mihla, E-Gitarre spielt der 26-jährige Toni Funk.

Das „schwierige dritte Album“ haben Joon und Band jetzt also definitiv mit Bravour  hinter sich gebracht. Auf das der langverdiente Erfolg nun endlich eintritt.

Das Album ist exklusiv über www.amazon.de für nur 13,95€ erhältlich.

offizielle Homepage
offizielles Facebook-Profil von Joon Wolfsberg

Reinhören: Vondelpark – Seabed

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Die 2010 als 12“ erschienenen EPs „Sauna“ und „NYC Stuff And NYC Bag“ waren ganz großes Kino. „Verspielt“ und „interessant“ sind im Chillout-Bereich selten benutzte Vokabeln, doch Vondelpark boten eben genau das den geneigten (Hipster-)Hörern. Auf dem nun nach einer gefühlten Ewigkeit vorliegenden Longplayer ist vieles der Verspieltheit leider verloren gegangen. Die insgesamt 10 Titel bieten zwar immernoch wunderbare Musik zum Abschalten ohne Plattitüden, allerdings schafft „Seabed“ es im Gegensatz zu den Vorboten nur selten ein spezielles Kribbeln in den Gehörgangen und Körpern zu erzeugen. Doch Vondelpark spielen weiterhin eine ganz spezielle, eigene, akustische, hörenswerte Variante von Chillout-Electro.

Leider kommt die 2LP nicht in einem Gatefold, sondern nur in einem regulären Plattensleeve daher, welches aufgrund des hohen Gewichts relativ schnell beschädigt wird. Die CD als Beigabe ist natürlich klasse und auch das großformatige Booklet kann sich sehen lassen.